Am Montag haben wir ein Weingut im Trentino besucht. MASO ROVERI. Mit dem Reisebus sind wir entlang der östlichen Gardesana weiter ins Etschtal gefahren. Dort werden die trentiener Weine gekeltert. Pinot Grigio, Cabernet, Merlot – sehr gute Weine, die im „Pergola“-Verfahren angebaut werden. Auf dem Weingut MASO ROVERI erläuterte uns der Chef die Anbaumethode und das kelterverfahren. Ein Spaziergang durch den Weinberg mit vielen Anekdoten des Cheffe sorgten für eine sehr kurzweilige Fühung mit viel Wein. Da der Chef den Wein für ein sehr langes Leben der Trentiener verantwortlich macht, hat er uns auch einiges davon zum verkosten gegeben. Die Busfahrt wieder zurück nach Limone verlief dann auch sehr ruhig, da alle schnell eingeschlafen waren 🙂

Weingut Maso Roveri
Apropos langes Leben. Auch in Limone werden die Menschen sehr alt. Limone ist dank eines besonderen Proteins, das sich im Blut einiger der Bewohner dieser Gegend finden läßt und ihnen ein besonders langes Leben beschert, ins internationale Rampenlicht getreten. Die zwischen den Bergen und dem See eingeschlossene Ortschaft war früher ein von der Welt abgeschiedenes Grenzgebiet. Diese Isolation hat, zusammen mit einigen zufälligen und glücklichen Umständen, dazu geführt, daß das berühmte Elixier im Blut seiner Bewohner entstehen konnte.

Weinreben – Anbau im Pergola Verfahren
Die Geschichte der Entdeckung des Apolipoproteins A-1 Milano beginnt im Jahre 1979. Ein aus Limone stammender Angestellter der Eisenbahngesellschaft, seit mehr als 20 Jahren wohnhaft in Mailand, wurde in diesem Jahr zu Routineuntersuchungen ins Krankenhaus eingeliefert. Die Ergebnisse der Untersuchungen verblüffen die Ärzte, da der Patient sowohl sehr hohe Cholesterinwerte als auch einen hohen Spiegel an Triglyzeriden aufweist, dies allerdings ohne erwähnenswerte klinische Symptome. Weder in den Arterien noch am Herzen können Schäden festgestellt werden. Den Ärzten erscheint dies nicht nur äußerst seltsam, sondern gar unglaublich, und sie beschließen, der Sache auf den Grund zu gehen.

Im Blut des Patienten sowie seines Vaters und seiner Tochter entdecken sie ein anormales Protein, das sie Apolipoprotein A-1 Milano nennen (nach einer Gepflogenheit unter den Medizinern wird dem Stoff der Namen der Stadt gegeben, in der er entdeckt wurde). Was jedoch zählt, ist die Tatsache, daß sich dieses Protein im Blut der Menschen aus Limone zwar auf sehr anormale aber um so nützlichere Weise verhält. Es transportiert die Fette unnatürlich schnell aus den Arterien zur Leber, die dort dann ausgeschieden zu werden. Dies wirkt so auf außergewöhnlich, aber sehr effiziente Weise gegen Arteriosklerose und Herzinfarkt.

Neugierig geworden, forschen die Wissenschaftler nun verstärkt weiter. Man will herausfinden, warum die genetische Mutation nur in Limone anzutreffen ist und welchen Einfluß das Erbgut und die Umweltbedingungen haben. Allen Bewohnern des Ortes wird daher Blut abgenommen, um die Untersuchungen fortzuführen. Das Ergebnis fällt sehr überraschend aus, da eine beachtliche Anzahl von Menschen dieses mutierte Gen in sich trägt. So geht man zu Stammbaumforschungen der Genträger über und dank der Archive der Gemeinde und der Kirche stellt sich heraus, daß alle Genträger von einem einzigen Paar abstammen (Cristoforo Pomaroli und Rosa Giovanelli), welches in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts heiratete. Der erste Auftritt des Proteins könnte somit auf das Jahr 1644 zurückgeführt werden.

Die Verbreitung des Gens beruht vermutlich auf den Vermählungen zwischen Blutsverwandten, wie diese für die Geschichte des Ortes bis 1932 charakteristisch waren. Erst im Jahre 1932 konnte die Gardesana-Straße mit ihren langen Felstunneln, die am See entlang führt und ein wahrhaftiges Meisterwerk des Straßenbaus darstellt, eingeweiht werden. Dadurch wurde eine tausendjährige Isolierung Limones aufgehoben, und die Welt sowie vor allem der Fremdenverkehr hatten Zugang zu dem kleinen Ort.

Dank der wertvollen Mitarbeit der Bewohner von Limone, die zahlreichen Blutentnahmen zustimmten, war es möglich, das A-1 Milano zu synthetisieren. Die Fähigkeit, das Protein zu reproduzieren, wurde auf bestimmte Bakterien transferiert und zu Beginn der 90ger Jahre begannen die ersten Tierversuche. Nachdem man ihnen das geklonte Protein injiziert hatte, konnte man äußerst positive Resultate feststellen und insbesonders eine bemerkenswerte Reduzierung der Plaques entlang der Arterienwände beobachten.

Im November 2003 schließlich wird aus den Vereinigten Staaten von Amerika gemeldet, daß es einer Gruppe von Forschern unter der Leitung von Steven Nissen gelungen sei, das Protein in einem Versuchsmedikament zu reproduzieren. Dieses wird 47 Personen verabreicht, die unter schwerer Arteriosklerose leiden, und nach 6 Wochen stellt sich ein überraschender Erfolg ein: Die Menge der Plaques hat sich durchschnittlich um 4,2% reduziert! So ist leicht zu erahnen, daß es sich um die wichtigste Entdeckung des Jahrzehnts handeln könnte, und die Bewohner von Limone sind stolz darauf, behaupten zu können, daß die Voraussetzungen für ein verlängertes Leben in ihrem kleinen Ort am Gardasee ihren Anfang hatten. Doch die genetische Besonderheit der Einwohner von Limone ist nicht nur ein Geschenk des Schicksals sondern birgt höchstwahrscheinlich ihren Ursprung in den Umweltbedingungen und den Gewohnheiten der Ernährung, die auf die einzigartige klimatische Situation und die gesunde mediterrane Küche zurückgeführt werden kann. Diese Küche baut auf Fischen aus dem See, auf Zitrusfrüchten und dem heute noch traditionell hergestellten Olivenöl auf.

Die Synthese des Proteins im Labor wird bald zur Produktion eines revolutionären Arzneimittels führen, das in der Lage sein wird, die schwersten kardiovaskulären Pathologien (in der ganzen Welt an erster Stelle als Todesursache) zu heilen. Damit rückt Limone in den Mittelpunkt des Interesses der Medien der ganzen Welt. Zahlreiche Journalisten und Fernsehreporter strömten in den Ort, und diese besondere Aufmerksamkeit wuchs im Monat Mai weiter an, als die Gemeinde einen wichtigen internationalen Kongreß der größten amerikanischen und europäischen Fachleute veranstaltete, die auf dem Gebiet der Heilung kardiovaskulärer Krankheiten durch Apolipoprotein A 1 arbeiten.

Dieses Treffen war eine optimale Gelegenheit, um sich über medizinische Fragen auszutauschen und über die besondere Langlebigkeit der Bewohner von Limone, von denen ein hoher Prozentanteil ein Alter von mehr als 80 Jahren erreicht, zu diskutieren. Doch das Protein ist nicht das einzige Geschenk der Natur an diese glücklichen Bewohner, die Dank ihrer gesunden mediterranen Ernährung (reich an Seefisch, Öl und Zitrusfrüchten) und den günstigen und einzigartigen klimatischen Bedingungen (Limone ist der nördlichste Teil, in dem man Zitrusfrüchte antrifft) eine sehr hohe Lebenserwartung haben. Diese Geschenke von Mutter Natur können heute im Gegensatz zu früher von den Einwohnern mit den Touristen, hauptsächlich Deutschen, geteilt werden, die sich so, ohne daß es ihnen bewußt wäre, Gutes tun, indem sie in diesem ruhigen Ferienort am Gardasee einen unbeschwerten Urlaub verbringen.

Auch das Medizinteam von Professor Sirtori kehrte 2004 nach langen Jahren der Abwesenheit in den Ort zurück, um die neugeborenen Kinder der Genträger zu untersuchen. Während die Leute freundlich über die Rückkehr des Vampirs scherzten, entdeckte man, daß die Gruppe der Limoneser, die das wertvolle Protein A-1 Milano in ihrem Blut tragen, größer geworden ist. Zu den etwa 40 Glücklichen haben sich nun 8 Kinder gesellt, die somit die faszinierende Geschichte des Langlebigkeitselixiers, dem Protein A-1 Milano, weiterleben lassen. Dank der geografischen Isolation konnte dieses Protein von Generation zu Generation, angefangen beim ersten Genträger-Ehepaar im Jahre 1700 bis hin zu den jungen Menschen von heute, weitergegeben werden.

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